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“Eine kleine Reise ist genug, um uns und die Welt zu erneuern.“Marcel Proust (1871 - 1922)

b_240_240_16777215_00_images_Erasmus-Blog_IMG_2074.jpgMeine „kleine Reise“ begann Mitte März 2018 und führte mich in ein vorerst kaltes, verregnetes London.

Sechs Wochen verbrachte ich dort, um im Rahmen einer Zusatzqualifikation zur „Europa-Kauffrau“ ein Praktikum am European College of Business and Management zu absolvieren.  In Deutschland arbeite ich bei einer Spedition als Kauffrau für Büromanagement.

Ich muss zugeben, die ersten Tage habe ich mich gefragt, warum ich das alles überhaupt tue. Zweifel kamen auf, ob ein Auslandspraktikum die richtige Entscheidung war. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass diese Zweifel ganz normal sind und vergehen. Ich würde eine aufregende Zeit erleben und mich würden viele Eindrücke erwarten.

Nach einer kurzen Zeit lebte ich mich ein. Sowohl das freundliche und entspannte Miteinander meiner Kollegen, die sich immer öfter zeigende Sonne als auch das nette „My dear“ vom Busfahrer am Morgen trugen dazu bei.

Dank meiner Gastgeber – ich hatte mir im Voraus ein Zimmer in einer Wohnung über eine Internetplattform gemietet – durfte ich nicht nur die britische, sondern auch einen Teil der finnischen und singapurische Kultur kennenlernen, die Herkunft meiner neuen Mitbewohner. Sie luden mich einige Male zum Abendessen ein und wie unterhielten uns viel darüber, warum sie ausgewandert sind und was sie am Reisen begeistert. Leider sind Wohnungen und Zimmer in London sehr teuer, weshalb man sich früh genug umschauen sollte.

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Mein Arbeitsalltag begann um 09:00 Uhr und endete um 17:30 Uhr (typische Feierabend-Zeit in London). Glücklicherweise waren im College auch noch weitere Praktikanten, sodass ich leicht Anschluss fand und mich bei Fragen an sie wenden konnte. Zusammen teilten wir uns die sogenannten „Rota“-Aufgaben auf. Wir mussten beispielsweise nachmittags an der Rezeption des Colleges arbeiten, um Besuchern die Tür zu öffnen, Telefonate anzunehmen und weiterzuleiten und Fragen von Studenten und Besuchern zu beantworten. Eine weitere Aufgabe war die Frankatur und das Wegbringen der Post zum nächsten Post Office. Neben den „Rota“-Aufgaben durfte ich noch bei vielen weiteren administrativen Aufgaben helfen, wie z.B. beim Digitalisieren von Rechnungen und Bewerbungen oder bei der Datenpflege der Studenten. Trotz der 1-stündigen Mittagspause war ich nach Feierabend immer ziemlich kaputt, weshalb das Kultur- und Besichtigungsprogramm meist auf das Wochenende verlegt werden musste.

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An den Wochenenden und seltener auch unter der Woche nach Feierabend zog ich mit neuen Bekanntschaften, alleine oder mit Freunden, die mich besuchten, durch die Stadt und ließ die Eindrücke auf mich wirken. Ich besichtigte verschiedene Museen und Parks, probierte verschiedene Restaurants aus und machte Tagesausflüge nach Oxford, Brighton und Manchester. Die Zeit hat natürlich leider nicht ausgereicht, um alles zu sehen, was ich sehen wollte – dafür gibt es in London und in der Umgebung einfach viel zu viel Sehenswertes (was auf jeden Fall ein Grund ist, wiederzukommen!). Meine besondere Empfehlungen: Museum of London, St. Jame’s Park, Spaziergang an der Themse, Covent Garden, Notting Hill, Greenwhich und eine Tour durch die Universität von Oxford.

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Auf meiner „kleinen Reise“ habe ich nicht durchweg positive Erfahrungen gemacht – natürlich nicht. An manchen Tagen fühlte ich mich von der großen, vollen Stadt erdrückt. So viele Menschen auf einem Fleck zerren an den Nerven. Warteschlangen, volle, stickige Tubes und ein hoher Geräuschpegel – Bedingungen, denen man in einer Metropole nicht ausweichen kann.

Dennoch überwiegen für mich eindeutig die positiven Seiten, die London zu bieten hat: Die Mentalität der Londoner, die vielen schönen Parks, die Museen, die Theater, die Gebäude, die Essens- und Shoppingmöglichkeiten und und und…. Wer stressfrei(er) durch London kommen möchte, sollte zu den Stoßzeiten lieber den Bus sehen – das spart Geld und man sieht auch noch mehr von der Stadt! Selbst das Wetter konnte einigermaßen mit dem deutschen Wetter mithalten.

Für mich war es definitiv die richtige Entscheidung, für eine, wenn auch recht kurze, Zeit ins Ausland zu gehen. Ich konnte einen Einblick in die englische Arbeitswelt und die britische Kultur erhalten, habe viele neue interessante Leute kennengelernt und konnte meine Sprachkenntnisse verbessern.

Ich kann jedem, der schon einmal darüber nachgedacht hat, einen Auslandsaufenthalt zu machen, wärmstens empfehlen, dies wirklich zu tun. Dank der Unterstützung durch die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Nds. Nord gGmbH Oldenburg als Projektträger und das Erasmus + Programm sollte es an der Umsetzung nicht scheitern.

- Meine Welt wurde durch die kleine Reise auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht erneuert. 😊